Kinderwunsch und Schwangerschaft mit HIV: Positiv Schwanger

Im Film „Positiv Schwanger“ kommen Frauen mit HIV zu Wort. Sie berichten sehr persönlich von ihren Erfahrungen. Expertinnen und Experten ordnen die Aussagen fachlich ein und erklären medizinische und psychologische Hintergründe. Der Film klärt auf und informiert. Gleichzeitig soll er aber auch helfen, das Thema Schwangerschaft und HIV aus seiner Tabu-Zone zu holen.

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Gerne stellen wir Ihnen auch den Film für Weiterbildungszwecke zum Download zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns hierfür bitte unter positivschwanger@takepart-media.de .

Erfahrungsberichte

Judith, 42

hat während der Schwangerschaft von ihrer HIV Infektion erfahren. Ihr Wissen von HIV war damals von den Bildern der 80er Jahre geprägt.

Franzi, 32

hat sich mit 16 mit HIV infiziert. Inzwischen sind sie und ihr Partner glückliche Eltern von Zwillingen.

Sanne, 35

ist seit 7 Jahren HIV-positiv und Mutter von drei Kindern. Ihre Kinder wurden in der Schule stigmatisiert wegen ihrer Erkrankung.

Susza, 30

ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sie hat ihrem Mann nichts von ihrer Diagnose erzählt, aus Angst, verlassen zu werden.

Kinderwunsch und Schwangerschaft mit HIV: positiv schwanger

Frauen und Männer mit HIV, die eine Familie gründen möchten, können sich ihren Kinderwunsch erfüllen. Wichtig ist, dass sie gut informiert sind und spezialisierte Ärztinnen und Ärzten sie beraten und begleiten. Heutzutage sind verschiedene Maßnahmen bekannt, die das Kind vor einer HIV-Infektion schützen können. In diesem Beitrag erfahren Sie, was bei der Schwangerschaft, bei der Geburt und beim Stillen zu beachten ist, wenn Sie Kinder bekommen möchten.

Können HIV-positive Männer Kinder bekommen?

Frauen und Männer mit HIV können Kinder haben und eine Familie gründen, wenn sie das möchten. Zu beachten ist (bei heterosexuellen Paaren): Um eine Übertragung an die Partnerin zu verhindern, muss der HIV-positive Partner unter Therapie und unter der sogenannten Nachweisgrenze sein. Das heißt, dass keine relevante Menge HI-Viren in seinem Blut, also weniger als 20 Viruskopien pro Milliliter Blut, nachweisbar sind. Das erreichen HIV-positive Menschen, indem sie dauerhaft regelmäßig ihre Medikamente einnehmen.

Wenn Sie HIV-positiv sind und einen Kinderwunsch haben, dann scheuen Sie sich nicht, mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem Arzt darüber zu sprechen.

Schwangerschaft mit HIV

Wird mein Kind gesund sein? Wie kann ich mein Kind schützen? Was bedeutet die Schwangerschaft für meine HIV-Behandlung? Was werden andere Menschen denken? – Frauen mit HIV, die ein Kind bekommen möchten, haben oft viele Fragen.

In dem Film Positiv Schwanger kommen Frauen mit HIV zu Wort. Sie berichten ganz persönlich von ihren Erfahrungen. Expertinnen und Experten ordnen die Aussagen fachlich ein und erklären medizinische und psychologische Hintergründe. Der Film klärt auf und informiert. Gleichzeitig soll er aber auch helfen, das Thema Schwangerschaft und HIV aus seiner Tabu-Zone zu holen und Stigmatisierungen entgegenzuwirken.

Kann HIV auf das Kind übertragen werden?

HIV kann während der Schwangerschaft, bei der Geburt und beim Stillen von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Es sind aber verschiedene Maßnahmen bekannt, die das Risiko einer Übertragung auf weniger als 1% senken können – ohne Schutzmaßnahmen liegt es in Europa bei 15 bis 25%.

Deshalb ist es wichtig, dass die Mutter gut aufgeklärt und informiert ist und von Ärztinnen und Ärzten begleitet wird, die sich mit HIV auskennen. Außerdem sollten alle relevanten Disziplinen eng zusammenarbeiten: die HIV-Spezialistin oder der HIV-Spezialist, das Geburtshilfe-Team und die Ärztinnen und Ärzte der Neugeborenenversorgung.

Das Kind vor einer HIV-Infektion schützen

Eine HIV-Übertragung auf das Kind ist während der Schwangerschaft, bei der Geburt und beim Stillen möglich.

Zu den Möglichkeiten, das Kind vor HIV zu schützen, zählen:

  • eine wirksame antiretrovirale Behandlung der Mutter

  • die Wahl des Geburtsmodus (natürlich oder per Kaiserschnitt)

  • ein ärztliches Geburtshilfe-Team, dass sich mit HIV auskennt

  • regelmäßige ärztliche Untersuchungen sowohl gynäkologisch als auch bei der HIV-Ärztin oder dem HIV-Arzt

  • eine medikamentöse Prophylaxe des Kindes nach der Geburt

HIV-Behandlung der Mutter während der Schwangerschaft

Zu Beginn einer Schwangerschaft mit HIV geht es zunächst um die Frage der HIV-Behandlung der Mutter. Die HIV-Ärztin oder der HIV-Arzt und die werdende Mutter besprechen die Therapiemöglichkeiten und entscheiden gemeinsam das weitere Vorgehen.

Die Behandlung von HIV

HIV kann mit verschiedenen antiretroviralen Medikamenten behandelt werden. Unbehandelt kann das Immunsystem irgendwann so geschwächt sein, dass es bestimmte lebensbedrohliche Erkrankungen nicht mehr abwehren kann, wie etwa eine schwere Lungenentzündung. Dann spricht man von Aids. Eine antiretrovirale Therapie (antiretrovirale Therapie, kurz ART genannt) zielt darauf ab, die Vermehrung der Viren möglichst gering zu halten und Aids zu verhindern.

Während der Schwangerschaft ist es nicht nur für die Mutter, sondern auch zum Schutz des Kindes wichtig, dass die Viruslast im Blut der Mutter unter der Nachweisgrenze von 20 Kopien pro Milliliter Blut ist. Das kann eine wirksame ART erreichen.

Zur Behandlung von HIV gibt es verschiedene Medikamente. Viele davon sind noch nicht oft während Schwangerschaften eingesetzt worden. Auch wenn die Frau bereits vor ihrer Schwangerschaft eine wirksame ART erhalten hat, kann es deshalb notwendig sein, auf andere Wirkstoffe zu wechseln.

Manche Frauen erfahren erst von ihrer HIV-Erkrankung, wenn sie bereits schwanger sind. Der zeitnahe Beginn einer ART kann dann einer hohen Viruslast im Blut der Mutter entgegenwirken.

Die Messung der Viruslast

Der Wert der sogenannten Viruslast im Blut informiert darüber, wie aktiv die HI-Viren sind. Bei einer hohen Viruslast sind viele HI-Viren im Blut vorhanden, bei einer niedrigen sind es wenige. Anhand der Viruslast lässt sich prüfen, wie gut HIV-Medikamente wirken. Angegeben wird die Viruslast in HIV-RNA Kopien/ml. Liegt die Viruslast dauerhaft bei weniger als 50 Kopien/ml, dann spricht man von einer wirksamen Therapie.

Welche Untersuchungen werden gemacht?

Regelmäßige Untersuchungen in der Schwangerschaft sollen helfen, Komplikationen zu vermeiden. Bei Frauen mit HIV ist das besonders wichtig.

Folgende Tests und Untersuchungen werden schwangeren Frauen mit HIV empfohlen:

  • HIV-Test

  • Test auf eine gestörte Glukoseverwertung (Zuckertest)

  • bei Verdacht: Test auf verschiedene Infektionskrankheiten wie z.B. Tuberkulose, Hepatitis B und C, Syphilis und andere sexuell übertragbare Krankheiten

  • Bestimmung der Viruslast

  • Kontrolle über den Zustand des Immunsystems anhand bestimmter Immunzellen – der CD4-Zellen

  • Untersuchungen auf das Vorliegen von Toxoplasmose

  • Untersuchungen mit einer Lupe (Kolposkopie) und Entnahme eines Abstrichs zur Testung auf Humane Papilloma-Viren (HPV)

  • Durchführung einer genauen Ultraschalluntersuchung des Kindes (Organscreening) mit Messung der Nackentransparenz am Ende des ersten Drittels der Schwangerschaft

  • zweites Organscreening im zweiten Drittel der Schwangerschaft

Die Geburt mit HIV – natürlich oder per Kaiserschnitt?

Viele Frauen möchten ihr Kind auf natürliche Weise entbinden. Wenn ihre HIV-Behandlung gut wirkt, ist das möglich. Dafür ist in den letzten Wochen der Schwangerschaft die Höhe der Viruslast von besonderer Bedeutung. Liegt sie unter 50 HIV-RNA Kopien/ml, dann kann die Frau auf natürliche Weise entbinden.

Wenn die Viruslast der Mutter höher ist, dann kann sich das Kind bei der Geburt leichter anstecken. Das Risiko einer Übertragung lässt sich dann durch eine Geburt per Kaiserschnitt mindern.

Die Geburtsart wählen

Welche Entbindungsart ist die beste für mich und mein Kind? In welches Krankenhaus soll ich gehen? Diese Fragen sollten Schwangere frühzeitig mit ihrer behandelnden HIV-Ärztin oder dem HIV-Arzt besprechen, um gemeinsam zu entscheiden.

Nach der Geburt kann es notwendig sein, dass das Kind für wenige Wochen vorbeugend HIV-Medikamente einnehmen muss. Sollte die Viruslast der Mutter vor der Geburt erhöht sein, kann das Kind bereits kurz vor der Geburt vorbeugend behandelt werden.

Stillen mit HIV – Muttermilch oder Flaschennahrung?

Viele HIV-positive Frauen möchten ihr Kind gerne stillen. Stillen trägt zur Gesundheit von Mutter und Kind bei. Bei der Entscheidung zwischen Muttermilch oder Flaschennahrung geht es darum, die Vor- und Nachteile des Stillens gegeneinander abzuwägen.

Liegt die Viruslast der Mutter unter 50 Kopien/ml Blut, soll die Entscheidung über das Stillen von Eltern und ihrem Behandlungsteam gemeinsam getroffen werden. Dabei wägen sie Nutzen und Risiken miteinander ab. Frauen mit HIV wurde bisher in den westlichen Ländern empfohlen, nicht zu stillen – der sicherste Schutz vor einer HIV-Übertragung. Der Wunsch von Müttern mit HIV, ihre Kinder zu stillen, wird inzwischen zunehmend berücksichtigt.

Das Stillen hat viele Vorteile und unterstützt die Mutter-Kind-Bindung. Demgegenüber stehen die Risiken, den HI-Virus auf das Kind zu übertragen und es der HIV-Medikation auszusetzen. In der Stillzeit kann es sinnvoll sein, Mutter und Kind eng zu betreuen.

Bereits in der Schwangerschaft sollte die werdende Mutter oder das Behandlungsteam das Thema Stillen frühzeitig und wertfrei ansprechen. Es ist sinnvoll, dass Mütter während der (Ab-)Stillzeit durch Hebammen und Kinderärztinnen und -ärzte begleitet werden, die mit der Behandlung bei HIV vertraut sind. Bei Stillproblemen sollten Mütter mit HIV sich leicht an eine Hebamme wenden können. Auch psychosoziale Begleitung kann hilfreich sein: Dafür kommen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Aidshilfen und andere Beratungsstellen infrage, die Erfahrung im Umgang mit Menschen mit HIV haben.

Die Deutsche Aidsgesellschaft (DAIG) stellt auf ihrer Website für (werdende) Eltern Informationsmaterial zum Stillen mit HIV bereit.

Um sicher zu stillen, sollten drei Voraussetzungen erfüllt sein:

1. Die Mutter nimmt über mehrere Monate regelmäßig ihre HIV-Medikation und ihre Viruslast ist unter der Nachweisgrenze – im Idealfall während der ganzen Schwangerschaft, mindestens aber bei den letzten beiden aufeinanderfolgenden Messungen vor der Geburt (Intervall von mindestens vier Wochen und letzte Messung nach der 36. Schwangerschaftswoche).

2. Bei einer Viruslast von mehr als 50 Viruskopien pro Milliliter Blut wird ein Stillverzicht empfohlen.

3. HIV-positive Mütter sind bereit, am zusätzlichen HIV-RNA Monitoring in der Stillzeit teilzunehmen.

Rat und Unterstützung

Für Menschen mit HIV, die einen Kinderwunsch haben, ist es besonders wichtig, gut informiert zu sein. Es gibt Beratungs- und Unterstützungsangebote, die informieren, aufklären und dabei helfen, Ängste und Sorgen abzubauen.

Information und Beratung

Deutsche AIDS-Hilfe

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Medizinische HIV-Expertinnen und -Experten

Bei der Deutschen Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin (dagnä) e. V. können Sie HIV-Schwerpunktärztinnen und -ärzte nach PLZ finden.

Zusammenfassung

Menschen mit HIV, die einen Kinderwunsch haben, können sich diesen erfüllen. Heutzutage ist es problemlos möglich, dass Frauen mit HIV ein gesundes Kind zur Welt bringen. Wichtig ist dabei die ärztliche Begleitung durch HIV-Spezialistinnen und -Spezialisten sowie die wirksame HIV-Behandlung der Mutter während der Schwangerschaft. Welche Geburtsart die Richtige ist und ob das Kind besser mit Muttermilch oder mit Flaschennahrung ernährt wird, kann individuell unterschiedlich sein. Es ist sinnvoll diese Themen frühzeitig zu besprechen. Gute Aufklärung, Beratung und Unterstützung können Ängste und Sorgen abbauen.

Quellenangaben

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), Deutsche Aidsgesellschaft (DAIG), Österreichische AIDS-Gesellschaft. S2k-Leitlinie: Deutsch-Österreichische Leitlinie zur HIV-Therapie in der Schwangerschaft und bei HIV-exponierten Neugeborenen. Stand: September 2020. Abgerufen am 24.07.2023 von https://register.awmf.org/assets/guidelines/055-002l_S2k_HIV-Therapie-Schwangerschaft-und-HIV-exponierten_Neugeborenen_2020-10_01.pdf

Deutsche AIDS-Hilfe e.V. Broschüre: Positiv schwanger. 3., überarbeitete Auflage, 2017. Abgerufen am 24.07.2023 von https://www.aidshilfe.de/shop/pdf/8614

Deutsche AIDS-Hilfe e.V. Kinderwunsch. Abgerufen am 28.07.2023 von https://www.aidshilfe.de/kinderwunsch

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), Deutsche Aidsgesellschaft (DAIG), Österreichische AIDS-Gesellschaft. S2k-Leitlinie: Deutsch-Österreichische Leitlinie zur antiretroviralen Therapie der HIV-1-Infektion. Version 8 vom 03.09.2020. Abgerufen am 01.08.2023 von https://register.awmf.org/assets/guidelines/055-001l_Antiretrovirale_Therapie_der_HIV_Infektion__2021-06.pdf

Nationale Stillkommission. Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel. Abgerufen am 28.07.2023 von https://www.mri.bund.de/de/themen/nationale-stillkommission/

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